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18/24    Siebzehn Berliner Künstlerinnen und Künstler            25.02. - 09.04.2005




Vom 03.06. bis zum 02.07.2005 zeigt die galerie 61 in der Ausstelung 18/24 siebzehn
Künstlerinnen und Künstler aus Berlin - Danielle de Picciotto, Hannes Heiner, Anja Exner,
Gio Di Sera, Breeda C.C., Cornelius Perino, NÄNZI, Bernard Föll, Dr. Motte, Betty Stürmer,
Golo Gott, KAI, Lutz C. Pramann, Morelli, Visuman, Kiddy Citny, Arvo Leibbrand.

Es ist eine retrospektive Ausstellung von Künstlerinnen und Künstlern, die in den Neunziger Jahren
die Underground Kulturszene in Berlin stark beeinflusst haben. Sie reflektieren ihre Eindrücke, ihre
Erinnerungen, in 200 Bildern im Format 18x24 cm. Die Bilder sind zu Blöcken zusammengefasst und
bilden so ein pointillistisch flirrendes Gesamtkunstwerk.

Die neunziger Jahre in Berlin waren eine eigenartige Zeit: Die Stadt zog magnetisch Künstler an,
obwohl in der Stadt noch nie so wenig Geld für Kunst ausgegeben wurde, wie jemals zuvor - alles
Geld wurde hektisch für Renovierungen und Grundstückskäufe verbraucht. Es war etwas anderes, das
die Stadt für Künstler attraktiv machte: durch den Umbruch gab es auf einmal rechtsfreie Räume, auf
die niemand Anspruch erhob, die Claims waren noch nicht abgesteckt, aber es gab einige, die sich
für die fremdartigen Orte interessierten und die sie sich einfach nahmen. Die neuen räumlichen
Möglichkeiten im Ostteil der Stadt bescherten der Party- und Clubszene - insbesondere der Techno-
szene - Freiräume, die den etablierten Kunstbetrieb in Berlin nachhaltig verstören und umwälzen
sollte (die Szene konnte mit der Ausstellung X94 X POSITION sogar in die ehrwürdige Akademie der
Künste eindringen). Es war die Zeit des TACHELES, der Kunstorte die heute entstanden und morgen
schon wieder verschwunden waren, der Clubs wie des E-Werks oder des Tresors.

Die Kunst der Neunziger ist von diesen Orten und ihrer Musik nicht zu trennen, sie sind beinahe
symbiotisch miteinander verwachsen: Es ist die Zeit von cheap art, von kurzlebiger Kunst, die
temporär eigene Räume gestaltete und die mit diesen schnell wieder verschwunden waren.
Jemand wie Kiddy Citny, der in den Achtzigern durch seine überlebensgroße Köpfe auf der Mauer
bekannt wurde, praktizierte mit seiner Crew, die fluxuserprobte, heute crossover genannte
Verknüpfung von Musik, Bewegung und Malerei in videodokumentierten Performances. Für Cornelius
Perino - den Kristallisationskeim der Bielefelder Ausstellung - begannen die Neunziger erst 1992,
als er als Gegenleistung für einen nachgebauten DDR-Wachturm zwei Wochen lang den
"Tränenpalast" (den ehemaligen Grenzübergangspavillon am Bahnhof Friedrichstraße) nutzen
konnte und dort im März 92 das einwöige multimediale Kulturfestival FACES IN BRAINS
veranstaltete, das so disparate Genres und Elemente miteinander vereinte, wie den DDR-
Schriftsteller Bert Papenfu&sz;-Gorek und Dr. Motte. Perino begann mit Performances, bei denen das
Publikum durch die ferngesteuerte Zündung von Sprengkörpern den Maler bei der Entstehung
seiner Bilder beeinflussen konnte.

Mit der Verhüllung des Reichstages durch Christo war der Höhepunkt der schnellen Neunziger
erreicht, danach begann der Absturz in die Normalität. Galeristen begrüßten die "halbwegs
normale(n) Verhältnisse... und neue junge Künstler machten die Galeriearbeit wieder spannend ".
Einige Künstler aus dieser Zeit haben es geschafft, das was sie in den Neunzigern entwickelt haben
weiterzuentwickeln und fortzusetzen, hier sein neben Perino die Dead Chickens zu
nennen (von denen Breeda C. C., Hannes Heiner und KAI an der Bielefelder Ausstellung vertreten
sind), die mit ihren multimedialen Maschinentheater unter anderen 2004 in der europäischen
Kulturhauptstadt Lille einige Plätze gestaltet haben.