Nach langjähriger Auseinandersetzung mit dem Selbstportrait wendet sich Isabel Kirschner (28 Jahre), Studentin an der Düsseldorfer
Kunstakademie, in ihren neuen Arbeiten dem Bild anderer zu. "Bild" ist hier wörtlich zu verstehen, denn Modell gestanden haben keine realen Personen,
sondern abgefilmte Bilder von Menschen, Mitglieder einer Familie auf gefundenem Super-8 Material. Doch diese ursprünglichen Szenen einer familiären Idylle sind in
den Arbeiten der Künstlerin gebrochen. Die Gesichter der Figuren wirken entmaterialisiert, fast geisterhaft als trügen sie einen moosigen Pelz. Gleichzeitig scheinen
sie von innen heraus zu leuchten. So ist das Lächeln der Kinder zwar schemenhaft zu erkennen, doch scheint es gleichzeitig überlagert von einem Schleier der
Melancholie- als seien sich die Figuren ihrer eigenen Vergänglichkeit bewusst.
Isabel Kirschners meist großformatigen Ölbilder beleben Erinnerungen. Gefühle, die man entweder gar nicht oder aus seiner Kindheit kennt. Durch die
Transformation von altem Filmmaterial in Fotografie und Malerei entstehen Veränderungen und Ver- fremdungen, die die Distanz zum Vergangenen und dem Betrachter die
Unmöglichkeit der Wiederholung vor Augen führen. Durch die Auseinandersetzung mit den Themen Zeit, Vergänglichkeit und Tod konfrontiert sich die
Künstlerin nicht nur mit der eigenen Vergangenheit, sondern ermöglicht eine kollektive Begegnung der Kindheit jedes Einzelnen.
Christina Pack
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