Einführungsrede zur Vernissage

Ein technischer Hinweis zu Beginn: Sie sehen hier heute Abend den ersten Teil der Arbeit von Jerome Chazeix für Bielefeld: die Ausstellung. Diese wird aber noch durch eine Performance ergänzt werden, die anläßlich der langen Nacht der Museen zweimal im Innenhof des Bielefelder Kunstvereins gezeigt werden wird. Für diese Performance sucht der Künstler noch weitere Darsteller, wenn sie daran interessiertsind, sprechen sie mit ihm, als Dank für die Teilnehme hat er ein Buffet versprochen.

Jerome Chazeix kommt aus Frankreich, er hat dort bereits ein Kunststudium absolviert, bevor er 2000 nach Berlin gegangen ist wo er bis 2004 an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee bei Katharina Grosse studiert hat bei der er auch Meisterschüler gewesen ist. Er ist Mitbegründer der Künstlergruppe Adapter und lebt und arbeitet in Berlin. Er hat eine beeindruckende Liste mit nationalen und internationalen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen: Genannt sei hier nur das Vilnius-Art-Center, der Pojektraum Liquidation Nacional in Madrid, das Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt und den „Laden für Nichts“ in Leipzig. Seine Arbeiten auf der „preview“ in Berlin und bis letzte Woche auf dem „salon du dessin contemporain2 einer Pariser Kunstmesse. Dort waren allerdings nur seine Zeichnungen zu sehen und das Ist für ihn eher ungewöhnlich, da er sonst verschiedene künstlerischen Medien – Fotografie, Video, Zeichnung und Installation – zu Totalinstallationen zusammenbaut, Zeichnungen wandern vom Blatt auf die Wand, plastische Elemente erobern den Raum und dazwischen verteilt sind Bildschirme auf denen Videoloops ablaufen. Die Installation, die sie hier heute sehen ist, im Vergleich zu früheren Arbeiten, beinahe „clean“: die an die Wände gemalten Lichtstrahlen und die plastischen kristallinen Formen aus Pappe früherer Arbeiten sind durch wirklichen Glitter ersetzt worden. Jerome Chazeix arbeitet mit grellen Farben und Materialien und er verwendet Motive aus der Pop-Kultur, deshalb hat jemand anderes in seinen Arbeiten einen Bezug zur Pop-Art gesehen, dieser Sichtweise kann ich nur bedingt zustimmen: Die Pop-Art hat Motive der Populärkultur plakativ und bunt abgebildet und hat sie damit aus dem Gewöhnlichen herausgehoben, sie gleichsam zu einer Ikone gemacht. Es ist eine Haltung der grenzenlosen Adoration und bei Jerome Chazeix ist das nicht so; es geht aber auch nicht um eine wohlfeile Medienkritik, es muß also etwas anderes sein. 2004 hat Chazeix im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt ein Projekt realisiert dem er –abgeleitet von seinem Namen – den Titel „zeix-Land“ gegeben hat. Diese zeix-Land ist das eigentliche Ziel: Jerome eignet sich die Realität der Pop-Kultur von Video-Clips und Werbung an, indem er sie nachbildet, aber er produziert dabei eine neue, imaginäre Realität, nämlich die des zeix-Landes. Es ist eine eigene Realität die gegen ihr Vorbild um einiges verschoben ist: Es ist das Unperfekte, das Gebastelte, die eckige Bewegung einer Figur in einem Videoclip, es ist die Travestie, es ist das Zuviel und zu bunt, die Kakophonie aus Bildern und Geräuschen, die nicht bruchlos zusammen passen, was diese Realität auszeichnet. So ist eine andere Welt entstanden, vergleichbar vielleicht mit der die ein Kind aus ausgeschnittenen Bildern und Papier zusammensetzt, bei der das Abbild der wirklichen Welt durch eigene Träume und Vorstellungen überlagert wird.

(Christian Stiesch, galerie 61)