Einführungsrede zur Vernissage

Meine Damen und Herren, ich begrüße sie zur Austellung Kurz danach, neue Bilder von Jürgen Noltensmeier.

Jürgen Noltensmeier kommt aus Kalletal – also hier aus der Region -, er hat in Hamburg und Glasgow studiert, war dann in Berlin und lebt seit acht Jahren in Leipzig.

Seine Bilder waren in Bielefeld bereits 2004 bei den artists und bei der Kunstmesse im Amerikahaus zu sehen, an der auch einige Mitglieder der Galerie beteiligt waren; die Idee hier eine Ausstellung zu machen ist allerdings nicht dort sondern erst im letzten Jahr in Berlin entstanden, als er uns auf der Berliner Liste besucht hat.

Die Bilder die sie hier heute sehen sind neu, sie sind so frisch, das es noch zu riechen ist und sie sind anders als sonst. Jürgen Noltensmeier malt Häuser, das ist nichts Neues, es ist sein bevorzugtes Motiv; es ist auch der gleiche Typus von Häusern, Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, das was mal als „Siedlungshäuser bezeichnet wurde, alles so gewöhnlich, das es normalerweise nicht mehr wahrgenommen wird. Und bisher ist es auch das unspektakulär Gewöhnliche gewesen, das er gemalt hat: die Versuche durch Dekor etwas standardisiertes zu individualisieren, die Kombination verschiedener Materialien und Texturen auf kleiner Fläche, sauber und ordentlich. Doch jetzt ist die Katastrophe eingebrochen: Noltensmeier hat seine Häuser demoliert! Mit der Veränderung im Motiv hat sich auch der Blickwinkel des Malers verändert: Waren es bisher Ausschnitte, bei denen in frontaler Ansicht alle Linien parallel zum Bildrand ausgerichtet und alle Bildebenen parallel geschichtet waren, so daß trotz Realismus und Objektbezogenheit eine gewisse formale Verwandtschaft zu abstrakter Farbfeldmalerei gegeben war, so sind es jetzt zentralperspektivisch ausgerichtete Ansichten, die mit ihren schrägen, Raumtiefe schaffenden Blickwinkeln dem dramatischen Gegenstand eher angemessen sind.

Er hat dazu gesagt: „Malerei hat für mich etwas mit Ruhe zu tun, deshalb habe ich immer diese ruhigen Ansichten mit ihren geraden Linien und ihren parallelen Ebenen bevorzugt, aber wenn man seine Bilder nicht mehr in Frage stellt, ist man fertig.“

Die Vorliebe für das zweidimensionale des Mediums Malerei hat sich aber doch wieder durchgesetzt: Im vorerst letzten Bild der Serie, dem Haus in der „Ukraine“ ist Noltensmeier zur frontalen Ansicht zurückgekehrt. Die Malweise ist dabei immer gleich geblieben und so führt die Abbildung auf der Einladungskarte in die Irre: dies ist – wie sie sehen - nur eine kleine Skizze und der expressive Gestus, das skizzenhafte, ist eher untypisch. Die großen Bilder sind präzise und überlegt gemalt, nichts bleibt unscharf und es zeigt schon Virtuosität wie der Maler zum Beispiel eine Fläche mit farbigen Linien in ihre einzelnen Bestandteile aufgliedert.

Noltensmeier hat für diese Bilder einen großen Vorrat ziegelroter Farbe gekauft, die sie in Spuren in den Bildern sehen können, es sind meist nur Akzente, Punkte und Linien; diese Farbe ist noch längst nicht aufgebraucht und so ist zu hoffen, das diese Serie trotz der Vorliebe des Maler für Ruhe in der Malerei fortgesetzt wird.

Noch einige Informationen zum Schluß: Bieleld ist nur Zwischenstation, Jürgen Noltensmeier ist als Maler auf Tournee. Heute mittag ist in Dresden die Ostrale eröffnet worden, auf der auch seine Bilder gezeigt werden und im November wird es eine Einzelausstellung im Vasarely-Museum im ungarischen Pecs geben, zu der auch ein Katalog erscheinen wird.

(Christian Stiesch, galerie 61)