Einführungsrede zur Vernissage

Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Ausstellung „Das hast Du gesagt“ mit Malerei von Annika Sporleder.

Annika Sporleder kommt aus Hannover. Sie studiert seit 1998 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig bei Lienhard von Monkiewitsch und hat in diesem Jahr ihr Diplom gemacht. Sie ist jetzt Meisterschülerin bei John M. Armleder.

An Ausstellungen sei hier nur die in der Marktkirche in Goslar erwähnt, Annika Sporleder hat dort ausgeschnittene Figuren, die mit der ausgeschnittenen Silhouette von Gegenständen kombiniert sind, mit Kleister direkt an die Wand appliziert. Die Bilder wirken durch diese Mimikry wie Fresken, die an diesen Ort zu gehören scheinen. Diese Arbeit ist dort – zumindest noch teilweise – zu sehen.

Zu dieser Ausstellung:
Die Bilder die sie hier sehen sind fremdartig, im einzelnen und in ihrer Kombination: Szenerien in bukolischen Landschaften mit Figuren die aussehen, als ob sie zum Gefolge der Feenkönigin Titania gehören, treffen auf Bilder, die von der Atmosphäre an David Lynchs Film „Lost Highway“ erinnern. Daneben hängen kleine Formate mit eigenartigen oder gewöhnlichen Gegenständen, ein Entlüftungsventil, eine vor schwarzen Hintergrund schwebende Hand, die etwas hält das, das Weingummi sein könnte.

Am befremdlichsten ist vielleicht das Bild, das auf der Einladungskarte zu sehen ist: eine Reihe von nackten Frauen und Männern, deren Gesichter und Oberkörper vollständig hinter langen Haaren versteckt sind. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, das die diese Figuren so nicht funktionieren können: Das jeweils rechte Bein der einen Figur ist zugleich das linke Bein der nächsten Figur und so fort. Das kann als ein Hinweis verstanden werden, sich die Bilder genauer anzusehen. Es ist eine präzise, „feine„ Malerei, deren Details sich nicht sofort erschließen: Die kleinen hellen Flecken im Haar der gesichtslosen Zwitterfiguren sind beim Genauen Betrachten winzige Blumen, die vielen Figuren des großen Wiesenbildes bilden wieder eigene Szenerien, die in anderen Bilder in großem Format wiederholt werden. Es ist eine geplante, wohlüberlegte Malerei, deren Bildvorstellungen aber in eher unbewußten Momenten entstehen. Es kann ein Traum, ein Wortspiel, ein unwillkürlich im Kopf ergänztes, gesehenes Bild sein, das zu einer Bildmotiv wird. Die Malerin sucht dann eine geeignete visuelle Umsetzung, um das Bild vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen, lange bevor der eigentliche Malprozeß beginnt, der dann planvoll und wohlüberlegt ist und sich über einen längeren Zeitraum hinziehen kann. Dieser intensive Arbeitsprozeß ist am vermeintlich glatten, fertigen Bild noch in Spuren ablesbar: So kann z.B. anhand der Gravuren im Vordergrund des „Großen Irrlichts“ vermutet werden, das dort einmal Rasen zu sehen war. Die Malerei läßt sich so vage nachvollziehen, beim Motiv ist das so nicht möglich, es bleibt rätselhaft und das kann auch eine Qualität sein.

Wir haben heute neben der Ausstellung hier vorne auch einen side-show, die sie im Hinterraum sehen können: Es sind, teilweise etwas versteckt angebrachte Objekte, einmal von Ivan Diaz und dann von Martynas Gaubas aus Litauen.
Ivan Diaz wird Ihnen bekannt sein. Er war als Gastkünstler 1994 bei den artists unlimited und ist im Anschluß – wie einige andere – in Bielefeld hängen geblieben. Er realisiert seitdem abwechselnd Projekte in Deutschland und Chile. 2000 hat er an der Biennale in Vila Nova de Cerveiro (Portugal) teilgenommen.
Diaz hat zusammen mit dem derzeitigen Gastkünstler der artists unlimited Martynas Gaubas eine Performance durchgeführt, bei der Passanten auf der August-Bebel-Straße mit einer Pappkamera interviewt wurden. Dabei ist bei beiden die Idee zu diesen kleinen skurilen und mitunter etwas anarchischen Objekten entstanden. Martynas Gaubas Arbeiten, Malerei und Plastiken, die sich durch einen überzeichneten Realismus auszeichnen waren im letzten Jahr anläßlich der Offenen Ateliers bei den artists ausgestellt. Gaubas hat bei den kleinen, schnell entstandenen Objekten die sie heute hier sehen können mit für ihn eher ungewöhnlichen Materialien (wie Spaghetti, Fundstücken und Kondomen) gearbeitet; dennoch sind auch hier bestimmte Momente zu finden, die seine anderen Arbeiten prägen. Am 29. Juni wird es dann eine Abschlußaustellung mit seiner in Bielefeld entstandenen Maleri in der galerie artists unlimited geben.

(Christian Stiesch, galerie 61)