Nachdem im letzten Jahr die sexy Weihnachtsengel für Furore gesorgt haben, hat
die galerie 61 diesmal Künstler eingeladen, sich mit einem anderen, für
Weihnachten typischen Gegenstand auseinanderzusetzen: dem Weihnachtsbaum.
Vorgegeben waren lediglich eine Größe zwischen 10 und 250 cm und eine maximale
Grundfläche von einem Quadratmeter. Künstler aus der Region, aus Düsseldorf und
Berlin haben Kunstobjekte geschaffen, die als Weihnachtsbäume Verwendung finden
können und Weihnachtsbäume, die sich in Kunst verwandelt haben. Dabei sind
Objekte entstanden, die die gewohnt kitschige Materialanmutung von
Weihnachtsdekoration ins Groteske steigern oder durch die Verwendung ärmlicher,
hinfälliger, mitunter auch aggressiv wirkender Materialien auf den Kopf stellen.
Ein Tannenbaum ist künstlerisch-kompositorisch betrachtet primitiv, eine
gleichgerichtete Aneinanderreihung gleichförmiger Elemente, die so zeichenhaft
ist, daß sie immer wiedererkannt wird. Und so ergeben Kämme, Plastiksoldaten,
Stanzreste oder Plüschtiere als Agglomeration gleichartiger Gegenstände absurde,
aber unverkennbare Weichnachtsbäume. Auch das gängige Zubehör bleibt nicht
verschont: Streichholzschachteln zum Anzünden der Baumkerzen mit Miniaturfotos
statt Streichhölzern. Baumschmuck aus Pappe in Tannenform, in den kleine
Glasröhrchen eingebaut sind, in denen nur Milimeter große Schiffchen aus
Zeitungspapier schwimmen. Seit Ausstellungsbeginn wurden regelmäßig Passanten
beobachtet, die vergeblich versuchten, von außen die Texte zu entziffern, das
Rätsel sei hier aufgelöst. Es sind, passend zum Fest der Liebe, Kontaktanzeigen.
Dieser sehr freie Umgang mit Weihnachten ist angemessen, da das vorgeblich so
traditionelle Fest selbst nur Ergebnis einer willkürlichen Setzung ist: Als in
Rom das Christentum zur Staatsreligion wurde, wollte Kaiser Konstantin nicht auf
den sehr populären Feiertag zur Wintersonnenwende verzichten und deklarierte ihn
zu Jesu Geburtstag um, das fanden die Theologen damals sehr zweifelhaft,
durchgesetzt hat es sich trotzdem.
Mit dem Weihnachtsbaum, dem Gegenstand der Ausstellung ist es nicht anders
gewesen, denn eigentlich sollte es ein Apfelbaum werden, als Symbol des
Paradieses. Doch als man um 1600 im Elsaß die Tradition des Weihnachtsbaums
einführte, waren früchtetragende Apfelbäume im Winter nicht zu bekommen und so
nahm man was da war. Eine Tanne wurde mit Äpfel behängt und pragmatisch
umdeklariert.
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