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Christoph Zeidler / Joscha Steffens      7 Fotos         16.07. - 28.08.2004


Die Ausstellung 7 Fotos zeigt, in eine Installation integriert, Fotografien von Christoph Zeidler (Kunstakademie Düsseldorf) und Joscha Steffens (Hochschule für Medienkunst, Karlsruhe).
Die Installation versucht, durch die räumliche Visualisierung Bezüge zu den Fotoarbeiten herzustellen, deren Thema Tod und Verfall, Verlust einer bindenden Ordnung nicht ohne Grund im Gegensatz stehen zu den Werken der gleichzeitig in Bielefeld ausstellenden Künstlerin Vanessa Beecroft.



 

 

 

Christoph:

Du willst uns also verraten, an welchem Ort Du die Aufnahmen gemacht hast?

Joscha:

Ja, warum nicht, obwohl die Verlassenheit des Ortes oft zu Geheimnistuerei anregt.

Christoph:

Schade. Ich dachte, Du wolltest den Zuschauern überlassen, ihre eigenen Vermutungen über dieses rätselhafte Haus anzustellen und die Spuren in den Räumen, die auf seine Vergangenheit deuten.

Joscha:

Das ist nur das Eine. Seine Vergangenheit mag wichtig sein... Doch die Verlassenheit täuscht: Im Grunde genommen hat das Gebäude einen neuen Zweck gefunden.

Christoph:

Du meinst die neuen Bewohner oder, besser gesagt, Besucher des Hauses? Sie kommen nachts in die verlassenen Räume, um obskure Dinge darin zu treiben...

Joscha:

Zumindest glaubt das die Bevölkerung der Nachbarortschaft, der das Gebäude ein Ärgernis ist.
Tagsüber ist es ein Schauplatz für die Abenteuer von Kindern und Jugendlichen. Sie suchen das Haus auf, um sich von der Welt der Erwachsenen abzusetzen und dort nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen zu leben.

Christoph:

Obwohl dich dieser Aspekt sehr zu interessieren scheint, sind auf Deinen Fotografien keine Menschen zu sehen, auch nicht versteckt, oder?

Joscha:

Eine künstliche Inszenierung lag mir fern, die Räume sollen durch sich selbst sprechen. Ich mag Eingriffe in die Situationen durch den Fotografen nicht besonders.

 

Christoph:

Ach wirklich? Dann magst Du sicherlich so einen Puristen wie Doisneau, sein „ Kuss vor dem Hotel de Ville“, den ja jedes Kind kennt, ist berühmt – berüchtigt; böse Zungen behaupten sogar, Doisneau soll dabei nachgeholfen haben. Na ja. Einen Aspekt an deinen Fotos, der noch nicht erwähnt wurde, finde ich besonders faszinierend:

Joscha:

Was denn?

Christoph:

Auf den Bildern sind die unterschiedlichsten Gegenstände in völliger Unordnung im Raum verteilt. Die Zimmer sind ein einziges Chaos, und dennoch zeugen die einzelnen Gegenstände von einer vergangenen Ordnung, ja sie sind genau zu diesem Zweck ersonnen worden wie der Schreibtisch mit seinen halb geöffneten Schubladen.

 

Joscha:

Wie bist Du eigentlich zu Deinen Aufnahmen gekommen?

Christoph:

Auch ein abgeschiedener Ort, auch wenn er sich mitten in der Stadt befindet.

Joscha:

Du spielst auf deine Arbeit im Altersheim an?

Christoph:

Sagen wir lieber Sterbehaus. Wer dort hineinkommt, verlässt das Gebäude nur noch fein säuberlich im Sarg verpackt. Die vielbeschworene Moderne, mit ihrem Reinlichkeitswahn, der bis heute anhält, schließt alle weniger angenehmen Aspekte des Lebens aus, reduziert das Leben auf eine abstrakte Funktionalität; der Umgang mit dem Alter in der Gesellschaft ist eine Auswirkung davon.

Joscha:

Du hast die Protagonisten Deiner Bilder in eine Sphäre gehoben, die dem gewöhnlichen Alltag entrückt ist.

Christoph:

Die Auswirkung, die die Ausgrenzung von Alter und Verfall nach sich zieht, schafft einen eigenen Mikrokosmos; allein die gläserne, automatische Eingangstüre des Heims war wie eine Barriere, die man durchschreiten musste, um den Zugang in eine seltsame Welt zu erhalten.

Joscha:

Ich dachte an ein Raumschiff...

Christoph:

Ja, als würde man ein Raumschiff betreten..